Quartierverein-Geschichte
Der Leist ist über 135 Jahre alt.
Wie es zu den Gaskesselkugeln kam
Die Gasbeleuchtungsgesellschaft erstellte in den Jahren 1841/43 das erste Gaswerk der Schweiz im Marzili (Weihergasse 1 und 3, Verwaltungsgebäude Weihergasse 11) mit einem Gasometer. 1860 übernahm die Stadt das Gaswerk. Sie erstellte 1862 einen zweiten Gasometer und erweiterte das Retortenhaus, indem mehr Öfen eingebaut wurden. Ein weiterer Gasometer entstand 1865, nachdem der jener von 1841 abgebrochen worden war. Die steigende Nachfrage nach Stadtgas verlangte 1871 den Bau eines dritten Gasometers. 1876 bezog das Gaswerk den Neubau in der >Lindenau (Sandrainstrasse 17). Nach dem Bau des zweiten Gasometers in der Lindenau, 1888, verkaufte die Stadt den ältesten, östlichsten der drei bisher immer noch benötigten Gasbehälter im Marzili an den Billardfabrikanten Morgenthaler, der auf den bestehenden Bassinmauern das >Oktogon (Aarstrasse 96a) genannte Gebäude errichtete. Der Bau von zwei weiteren Gasometern erfolgte 1905 und 1917/18. Die Einführung des Gasverbunds bedingte 1967 die Einstellung der Produktion, im Herbst 1967 den Bau von zwei Gasspeicherkugeln und vom 1. Juli 1968 an bis 1971 den Abbruch der alten Hochbauten. Zwei Gasometerfundamente wurden dabei in ein Jugendzentrum (Gaskessel, mundartlich Chessu) umgebaut. Im Sommer 1970 wurden die Geleise der >Gasbahn entfernt. Das Werkstattgebäude (Sandrainstrasse 17j), 1929 von Walter von Gunten erbaut, ist ein vorzügliches Beispiel des Neuen Bauens. Mit der Inbetriebnahme der Ringleitung um die Stadt und des Gasspeichers in der >Eymatt 2) konnten die Speicherkugeln im Spätsommer 2008 entfernt werden. Sowohl beim Bau, wie auch beim Abbruch dieser Stahlkugeln wehrte sich der Schönau-Sandrain-Leist jeweils für die Beibehaltung des früheren Zustandes.
Lit.: Bernhard Wullschleger, 100 Jahre Gaswerk Bern, Bern, 1943; Kurt W. Egger, Von der Gaslaterne zum Erdgas, Bern, 1993; Bernhard Furrer, Denkmalpflege in der Stadt Bern, 1985-1988, in Berner Zeitschrift für Geschichte und Heimatkunde 1989, Heft 1 und 2. pg. 71f.; „Berner Zeitung“. 11. August 2008.
Urheberangabe: Weber, Berchtold: Historisch-Topographisches Lexikon der Stadt Bern, Bern, 201